Doppelseite in Kladde, 1926/27
Alfred Ernst Pönisch kam am 7. März 1907 als siebtes Kind in Hainichen/Sachsen zur Welt und machte 1924 sein Abitur am dortigen Realgymnasium. Anschließend studierte er am Technikum Chemnitz bis 1926 Chemie. Noch im selben Jahr folgte er seinem älteren Bruder Martin nach Chicago in die USA – anders als in Deutschland hoffte er, dort eine gute Anstellung als Ingenieur-Chemiker zu finden. In der Tat kam er schnell in einer Seifenfabrik unter und verdiente gutes Geld. Nicht nur den „American Way of Life“ lernte er in seinem Appartement kennen, das er mit zwei anderen Eingewanderten aus Irland und Italien teilte – zeit seines Lebens blieb er seitdem ein Liebhaber italienischer Lebensart. Auf seinem ersten „Heimaturlaub“ 1930 suchte er seine ehemalige „Tanzdame“ Gertrud wieder, mit der er sich im gleichen Jahr verheiratete. Die Pläne der beiden, gemeinsam in die USA zu gehen, wurden durch die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise durchkreuzt: Einen Tag vor der gebuchten Abreise aus Bremerhaven am 10. Oktober 1930 erließen die USA ein striktes Einreiseverbot für alle, die keine amerikanische Staatsbürgerschaft besaßen bzw. beantragt hatten. Dies traf Gertrud. Und so kam es, dass Alfred ohne seine Braut zuerst nach Chicago zurückkehrte – und 1931 dann für immer die USA verließ. Anstellung fand er in Waldheim/Sachsen bei der Seifenfirma A.H.A. Bergmann. Nach Krieg und Kriegsgefangenschaft konnte er bei ihr, mittlerweile unter dem Namen „VEB Rosodontwerke Waldheim“ wieder anfangen. Auf politischen Druck hin verließ er 1957/58 die inzwischen nach ihrem erfolgreichsten Produkt umbenannten „Florena-Werke“. Am 30. November 1981 verstarb er in Waldheim/Sachsen.
© Sammlung Deutsches Auswandererhaus, Schenkung Sybille Dreeskamp