Sonderausstellung

Lena.
Portrait einer deutsch-russischen Auswanderung 2003–2008

Lena lebt heute in Paderborn und befindet sich in der Ausbildung zur Erzieherin. 2004 verließ sie im Alter von 23 Jahren ihre sibirische Heimatstadt Slawgorod und kam über das Grenzdurchgangslager Friedland nach Deutschland. Der Fotograf Stefan Volk begleitete Lena auf ihrem Weg in die neue Heimat über fünf Jahre und schuf ein einzigartiges Portrait, das beispielhaft für den Weg der rund 4,4 Millionen Aussiedler und Spätaussiedler in der Bundesrepublik steht.

Lena gehört zu jener Minderheit, deren deutsche Vorfahren zwischen 1763 und 1842 vor allem aus Hessen, Preußen und Südwestdeutschland nach Russland auswanderten. Um die unbewohnten Gegenden des Riesenreiches urbar zu machen, warb das zaristische Regime mit zahlreichen Privilegien um sie. Landmangel und die Verwüstungen im Zuge der napoleonischen Kriege (1792-1815) waren Auswanderungsgründe.

Warum genau Lenas Vorfahren nach Russland emigrierten, ist der Familie nicht mehr bekannt. Bis heute ist Deutsch ihre Muttersprache. Fünf Jahre wartete die Familie auf die Genehmigung zur Auswanderung, bis sie im April 2004 mit dem Zug nach Moskau und mit dem Bus weiter bis ins Grenzdurchgangslager Friedland einreisen durfte.

Der Fotograf Stefan Volk dokumentierte Lenas Alltag in Russland, ihre Auswanderung und die Reise nach Deutschland. Im Herbst 2008 traf er sie erneut im westfälischen Paderborn. Die so entstandene Fotoausstellung zeigt in 45 Bildern Momentaufnahmen aus dem Leben von Lena und macht damit eindrucksvoll den Wechsel zwischen zwei Lebenswelten sichtbar.

„In Deutschland bin ich zu Hause, doch meine Heimat liegt in Sibirien“, sagt Lena heute. Sie hält sich die Möglichkeit offen, eines Tages nach Russland zurück zu kehren.

Die Sonderausstellung war zweisprachig (deutsch-russisch) und vom 23. November 2008 bis zum 15. Januar 2009 sowie vom 25. Mai bis 23. Oktober 2009 im Deutschen Auswandererhaus Bremerhaven zu sehen.

Stefan Volk arbeitet in den Bereichen Reportage, Reise und Portrait, u.a. für „GEO”, „Stern” und „Brigitte” und widmet sich seit vielen Jahren immer wieder dem Thema Russlanddeutsche. Die Fotoreportage wurde mit der freundlichen Unterstützung des Kulturwerks der VG BILD-KUNST, des Deutschen Akademischen Austausch Dienstes (DAAD) und der Firma Hasselblad ermöglicht.