Fassadenportrait-de-Oliveira

José María Sardo de Oliveira

* 1959 in Murtosa, Portugal

Einwanderung nach Bremerhaven: 1972

13 Jahre alt war José María Sardo de Oliveira, Sohn eines portugiesischen Seemanns und eine Fischverkäuferin, als er am 21. Juni 1972 mit seinen Eltern und Geschwistern nach Bremerhaven-Lehe kam. Über zwei Tage dauert die Reise mit dem Zug. Sein Vater lebte schon seit 1968 in Deutschland und fährt für die verschiedenen Reedereien zu See, erst in Cuxhaven, dann in Bremerhaven. Ein Motiv, warum die Familie aus Portugal nachzieht – der ältere Bruder wäre, sobald er 16 Jahre alt geworden wäre, in die Armee eingezogen worden. Die Ausreise schafft die Familie gerade noch rechtzeitig.

An der Alfred-Delp-Schule lernt José Deutsch in einer Klasse für "Gastarbeiterkinder". Der Lehrer ist ein Spanier, was die Verständigung erleichtert. José geht mit 15 von der Schule, arbeitet zunächst, wie sein Bruder, beim Straßenbau. Seine Schiffsbau-Lehre bricht er ab. Sein ganzes Leben arbeitet er in Bremerhaven und Umgebung: zuerst in der Werft, dann bei „Airbus“ bei Stade, später bei der Montage von Windanlagen.

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José María Sardo de Oliveira

Nur für zweieinhalb Jahre wechselt er zu einem Bürojob: Zwischen 1989 und 1991 ist José de Oliveira Übersetzer für die Arbeitnehmerkammer Bremerhaven. Die guten Kontakte zu der Kammer entstanden über den portugiesischen Verein, den de Olivera noch in den 1970er Jahren mitgründete. Dieser wiederum entstand aus einem Fußballverein, bei dem der Portugiese von Anfang an dabei war. Die Kooperation zwischen der Arbeitnehmerkammer und den verschiedenen Gastarbeitervereinen wird von SPD-Stadtrat Günter Lemke (1931 – 2015) und dem damaligen Vorsitzenden der Arbeitnehmerkammer Werner Fock forciert. Schon bald wird José de Oliveira zum Ansprechpartner für alle Angelegenheiten, bei dem ein Übersetzer aus dem Portugiesischen oder Spanischen benötigt wird – ob für einen Scheidungsprozess oder das polizeiliche Verhör eines rätselhaften Besitzers dreier Pässe, die auf unterschiedliche Namen ausgestellt sind. Manchmal wird der Übersetzer der Arbeitnehmerkammer auch nachts angerufen. Die Option, die ABM-Stelle zu verlängern, schlägt de Oliveira aus und kehrt zu den MWB Motorenwerken zurück, wo er als Schiffsbauhelfer arbeitet.

Inzwischen hat sich der portugiesischer Arbeitnehmer:innen-Verein in Bremerhaven zwar aufgrund des mangelnden Interesses bei der jungen Generation aufgelöst, aber die kleine Gaststätte in der Rickmersstraße bildet nach wie vor einen Treffpunkt von José de Oliveira und den Portugies:innen seiner Generation. Im Lokal kommen auch deutschsprachige Gäste regelmäßig vorbei.