Kalliope

Kalliope-Preis 2023: Stadtgeschichte als Migrationsgeschichte erfahren


Das Deutsche Auswandererhauses und die Stiftung Deutsches Auswandererhaus vergeben den hochdotierten Preis für Migrationsforschung an Humangeograph:innen der TU Chemnitz

Der mit 20.000 Euro dotierte „Kalliope-Preis für praxisnahe Migrationsforschung“zeichnet 2023 eine Forschungsmethode aus, die Lokalgeschichte als Migrationsgeschichte mit einem partizipativen Ansatz vor Ort untersucht. Die Stiftung Deutsches Auswandererhaus fördert damit zum vierten Mal Forschende, die Migration(sgeschichte) praxisnah und nachhaltig vermitteln möchten. Das Preisgeld wird für ein Kooperationsprojekt eingesetzt, bei dem das Gewinner:innenteam der TU Chemnitz und das Deutsche Auswandererhaus ein Konzept entwickeln werden, das es Städten ermöglicht, Stadtrundgänge zur Migrationsgeschichte anzubieten. Das Konzept wird der Öffentlichkeit im Jahr 2025 präsentiert.

 

Unter den Bewerber:innen von Universitäten aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und den Niederlanden setzte sich eine Teambewerbung durch, die einen Fokus auf die Beziehung von Raum, Mensch und Gesellschaft hat: Prof. Dr. Birgit Glorius, Dr. Friederike Enßle-Reinhardt, Stephan Schurig und Hanne Schneider lehren und forschen im Fachbereich Humangeographie mit dem Schwerpunkt Europäische Migrationsforschung an der Technischen Universität Chemnitz.

Den Preis nimmt das Team als Motivation für die Zukunft: „Wir freuen uns außerordentlich über diesen Preis und sehen ihn als Anerkennung unseres langjährigen Bemühens um eine praxisorientierte Migrationsforschung, die auf Augenhöhe mit den verschiedenen Akteur:innen vor Ort arbeitet. Uns ist es ein großes Anliegen, die oftmals eingeschränkten Perspektiven auf Migration und Teilhabe zu weiten und Lösungen für Herausforderungen der Migrationsgesellschaft zu erarbeiten. Deshalb sehen wir diesen Preis nicht nur als Anerkennung, sondern auch als Ansporn, um weiter in diesem Sinne aktiv zu sein.“

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Die Gewinner:innen 2023 (v.l.n.r.): Prof. Dr. Birgit Glorius, Dr. Friederike Enßle-Reinhardt, Stephan Schurig, Hanne Schneider

Beim diesjährigen Kalliope-Preis waren Bewerber:innen dazu aufgefordert, der Frage „Orientierung bieten, kritisch bleiben – wozu und wie mit Migrationsgeschichte argumentieren?“ in einem Essay nachzugehen und ein Konzept für ein Kooperationsprojekt zu entwickeln.

Der Forschungsansatz der Gewinner:innen untersucht Ortschaften als soziale Räume, die wesentlich von Migration in Form von Zuzug geprägt werden. Die Einbeziehung von Bürger:innen vor Ort erlaubt dabei eine neue Selbstwahrnehmung im Zusammenhang mit Migration. So wird – wie es in der prämierten Einreichung heißt – globale Migrationsgeschichte „in den Erinnerungsteppich einer lokalen Gesellschaft eingewoben”, so das Essay. Unter dem Stichwort der Citizen Science werden dabei auf Augenhöhe Bürger:innen in die Forschung eingebunden, u.a. bei der Entwicklung von Stadtrundgängen rund um das sachsen-anhaltinische Dessau-Roßlau.

Am 9. Dezember 2023 wird der Kalliope-Preis bei einem Festakt im Deutschen Auswandererhaus feierlich übergeben. Das Preisgeld in Höhe von 20.000 Euro stiftet die Verlegerfamilie Ditzen-Blanke.

Der Kalliope-Preis soll so nicht nur die aktuelle Migrationsforschung theoretisch bereichern, sondern durch einen experimentellen Rahmen auch praktische Erfahrungswerte für die Auseinandersetzung mit dem gesellschaftlich umkämpften Thema Migration in Museen und Wissenschaft bieten.             

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Die Jury 2023 (v.l.n.r.): PD Dr. habil. Maria Alexopoulou, Prof. Dr. Yasemin Karakaşoğlu, Prof. Dr. Hannah von Grönheim, Staatsrat a.D. Jörg Schulz, Dr. Simone Blaschka.

Begründung und Jury

In der Begründung der Jury, die sich aus drei externen Mitgliedern aus dem universitären und kulturinstitutionellen Bereich sowie zwei Mitgliedern der Stiftung Deutsches Auswandererhaus zusammensetzt, wird unter anderem positiv hervorgehoben, dass „Migration als ein maßgeblich strukturierendes soziales und politisches Phänomen“ sowohl auf der Mikro- wie der Makroebene einer Stadtgeschichte begriffen wird. Auch lobte die Jury „die vorbildliche Einbettung einer Auseinandersetzung mit Rassismus über diese Form der Erzählung“ sowie den partizipatorischen Ansatz.

Die vollständige Begründung der Jury finden Sie als Download hier

Diesjährige Juror:innen: 

  • PD Dr. habil. Maria Alexopoulou
    Zentrum für Antisemitismusforschung, Technische Universität Berlin

  • Prof. Dr. Yasemin Karakaşoğlu
    Leiterin des Arbeitsbereichs Bildung in der Migrationsgesellschaft, Universität Bremen

  • Prof. Dr. Hannah von Grönheim
    Professorin für Soziale Arbeit mit dem Schwerpunkt Migration und Diversität, Hochschule Bremerhaven

  • Staatsrat a.D. Jörg Schulz
    Vorstandsvorsitzender der Stiftung Deutsches Auswandererhaus, Bremerhaven

  • Dr. Simone Blaschka
    Direktorin des Deutschen Auswandererhauses

Bisherige Preisträger:innen

Die Preisträger:innen der vergangenen Jahre sind:

  • 2019: Prof. Dr. Peter Frankopan
    Professor für Globalgeschichte an der Universität Oxford und der Stavros Niarchos Foundation sowie Direktor des Oxford Zentrums für Byzanzforschung

  • 2017: Prof. Dr. Christoph A. Rass
    Professor am Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien der Universität Osnabrück

  • 2015: Prof. Dr. Markus Tiedemann
    Professor am Institut für vergleichende Ethik der Freien Universität Berlin


Weitere Informationen

Weitere Informationen insbesondere zur Preisverleihung im Dezember finden Interessierte bald auf der Website des Deutschen Auswandererhauses.

Mehr Materialien zum Download wie Bilder erhalten Journalist:innen in der zugehörigen Pressemitteilung des DAH, zusätzlich Bilder, Film- und Audiomaterial können Journalist:innen auf Anfrage bei der Pressestelle des Museums unter presse@dah-bremerhaven.de erhalten.

Journalist:innen sind bereits jetzt herzlich eingeladen, sich für den kommenden Pressetermin, der zeitnah zur Verleihung stattfinden wird, unter presse@dah-bremerhaven.de anzumelden.

Die Stiftung Deutsches Auswandererhaus
Die Stiftung Deutsches Auswandererhaus ist eine Stiftung bürgerlichen Rechts mit Sitz in Bremerhaven. Die Stiftung wurde 2006 vom Initiativkreis Erlebniswelt Auswanderung e.V., Vertretern der Bremerhavener Wirtschaft, der Betreibergesellschaft des Deutschen Auswandererhauses und der Stadt Bremerhaven gegründet, um das Deutsche Auswandererhaus bei großen Forschungs- und Ausstellungsprojekten zu unterstützen und international zu verankern, dazu gehören etwa die Unterstützung für Sonderausstellungen und Publikationen, der Aufbau der Archivbibliothek, die aktuell im Alten Seeamt Bremerhaven beheimatet ist, sowie der „Kalliope-Preis für praxisnahe Migrationsforschung“.

Das Deutsche Auswandererhaus
Das Deutsche Auswandererhaus (DAH) eröffnete am 8. August 2005 und vermittelt über 300 Jahre Aus- und Einwanderung. Seit 2012 erfahren die Besucher:innen neben der Geschichte der Auswanderung aus Europa das Thema Einwanderung nach Deutschland. 2021 wurde das Museum mit besonderem Fokus auf Fragen und Debatten in der historischen Entwicklung von Migrationsgesellschaften wie der Bundesrepublik Deutschland und den USA erneuert und erweitert. Das Haus arbeitet sowohl komparativ wie auch biographisch und betreibt insbesondere Forschung im Bereich Biographie- und Mentalitätsgeschichte.
Die Vermittlungsarbeit in Dauer- und Sonderausstellungen des Museums wie den Bildungsangeboten für Jugendliche und Erwachsene ist bewusst inklusiv gestaltet und soll Empathie und gesellschaftliche und politische Sprechfähigkeit fördern.