Bremerhavener Kultur- und Wissenschafts-Institutionen gründen Notfallverbund

In ganz Deutschland haben sich in den vergangenen Jahrzehnten Kultur- und Wissenschaftsinstitutionen zu Notfallverbünden zusammengeschlossen. Katastrophen wie der Einsturz des Kölner Stadtarchivs und der Brand der Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek in Weimar zeigten die Notwendigkeit, bei einer solchen Katastrophe schnell und gemeinsam zu handeln.

Auch in Bremerhaven haben nun insgesamt zehn Kultur- und Wissenschaftsinstitutionen einen Vertrag unterzeichnet, mit dem sie sich zu einem Notfallverbund zusammenschließen. Vereinbart wird damit, sich im Notfall gegenseitig personelle und sachliche Ressourcen zur Verfügung zu stellen und somit aktiven Kulturgutschutz zu leisten.

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Die Vertreterinnen und Vertreter der beteiligten Einrichtungen stellten das Projekt Notfallverbund der Öffentlichkeit vor. © Magistratspressestelle / Foto: Anja Müdeking

Dazu gehören die solidarische und schnelle Hilfe in akuten Notsituationen wie Bränden, Überflutungen, Schäden durch Unwetter etc. durch kollegiale Unterstützung und z.B. die Zurverfügungstellung von Ausweichmagazinflächen. Jährliche praktische Übungen zusammen mit der Feuerwehr und dem Katastrophenschutz in Bremerhaven und regelmäßige Treffen der Ansprechpersonen sind ebenso geplant wie Fachveranstaltungen, gegebenenfalls zusammen mit dem Notfallverbund Bremen. Der Beitritt zum Notfallverbund steht auch weiteren Partnerinstitutionen offen.

„Ich freue mich sehr, dass die gute Zusammenarbeit der beteiligten Kultur- und Wissenschaftsinstitutionen in unserer Stadt, aber auch deren gegenseitige Solidarität, nun vertraglich dokumentiert wurde“, sagt Oberbürgermeister Melf Grantz, zuständiger Dezernent für den Katastrophen- und Zivilschutz. „Bremerhaven ist reich an kulturellen und wissenschaftlichen Schätzen, deren Schutz fortan noch besser gewährleistet ist. Das ist eine gute Nachricht für unsere Stadt“, so Grantz.  

Aktuelle Partnerinstitutionen sind: die Amtsstelle für Arbeitssicherheit, die Feuerwehr Bremerhaven, das Historische Museum Bremerhaven, das Stadtarchiv Bremerhaven, die Stadtbibliothek Bremerhaven, das Stadttheater Bremerhaven, das Alfred-Wegener-Institut – Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, die Deutsches Auswandererhaus Bremerhaven gemeinnützige GmbH, das Deutsche Schifffahrtsmuseum – Leibniz-Institut für Maritime Geschichte und die Hochschule Bremerhaven.

„Ich begrüße ausdrücklich, dass wichtige Institutionen der Kultur und der Wissenschaft sich unabhängig von der jeweiligen Trägerschaft auf einen Notfallverbund verständigt haben und danke der Leiterin unseres Stadtarchivs, Dr. Julia Kahleyß, für ihre Initiative“, sagt Stadtrat Michael Frost, Dezernent für den Kulturbereich. „Die Kooperation gewährleistet die gegenseitige Unterstützung bei der Sicherung und Verwahrung schützenswerten Kulturguts in einem hoffentlich nicht eintretenden Ernstfall, wie ihn andere Kommunen jedoch leider in unterschiedlichen Ausmaßen erlebt haben“, so Frost weiter.

Ausgehend von einer Bremer Initiative gab es bereits 2016 erste Gespräche zur Gründung eines Notfallverbundes in Bremerhaven. Das Stadtarchiv Bremerhaven veranstaltete gemeinsam mit dem Archiv für Deutsche Polarforschung (AWI) im Deutschen Schifffahrtsmuseum 2017 einen Workshop zum Thema „Wasser marsch! Lösungsstrategien für Notfallverbünde von Kultureinrichtungen“. Dies führte zur Gründung einer Arbeitsgruppe, bestehend aus Vertreterinnen und Vertretern verschiedener Kultur- und Wissenschaftsinstitutionen. Dazu kamen im Laufe der Zeit weitere, und die Idee einer formellen Gründung eines Notfallverbundes wurde weitergeführt. Unterstützt durch einen Magistratsbeschluss und die Dezernate I und IV wurde 2019 ein „Letter of intent“ zur Gründung eines Notfallverbundes verfasst, der schließlich in den aktuellen Vertrag mündete.