Objekt des Monats

Jedes Objekt in der Sammlung des Deutschen Auswandererhauses erzählt eine ganz persönliche Auswanderungs- oder Einwanderungsgeschichte. In dieser Rubrik stellen wir Ihnen jeden Monat ein anderes Objekt vor – eine Fotografie, ein Dokument oder ein persönliches Erinnerungsstück.

April 2023

Zum Welttag des Buches: Buch mit Widmung, 1987

Größe

19,5 x 11,6 x 0,6 cm

Material

Papier, Tinte

Schenkung

Ulrich Hentschel und Maria Ippen

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Historische Einordnung

Ein Ehrentag für das Buch, für die Freude an Geschichten und das Vergnügen beim Lesen: am 23. April wird der UNESCO-Welttag des Buches und des Urheberrechts begangen. Das Datum führt nicht nur auf den Todestag von Miguel de Cervantes und William Shakespeare (nach dem julianischen Kalender) zurück, sondern beruft sich auch auf einen katalanischen Gedenktag, den Diada de Sant Jordi. Gedacht wird dem Schutzheiligen St. Georg – heutzutage in Barcelona auch durch Büchertische, die sich durch Rambla und Stadt ziehen. In Deutschland wird der Welttag durch zahlreiche Aktionen von Bibliotheken, Buchhandlungen, Verlagen und Schulen begleitet.

Kurzbiographie

Autor, Abenteurer und Auswanderer: Henky Hentschel wird 1940 in Ulm geboren und nimmt in den 1960er Jahren in Heidelberg das Studium der Ethnologie und Soziologie auf. In seiner Studienstadt ist er Mitbegründer einer selbstverwalteten Einrichtung für Drogenabhängige. Spätestens die Erfahrungen bei größeren Medienhäusern, für die er als Autor zu arbeiten beginnt – darunter zählen auch Absagen für seine außergewöhnlichen Filmideen – bewegen ihn zur Migration: „Henky rebellierte. Gesellschaftliche Konventionen hat er verachtet und missachtet und sein Leben nach seinem hohen Freiheitsdrang gestaltet“, erinnert sich Ulrich Hentschel, der sich um den Nachlass seines Cousins kümmert. Ab seinem „Ausstieg“, beginnend mit der Auswanderung nach Elba im Jahr 1972, wird Henky Hentschel nicht mehr in Deutschland leben, dafür aber in Guadalupe, Mexiko, Guatemala und Kuba, wo er 2012 auch verstirbt. Viele seiner Reise- und Lebenserfahrungen verarbeitet er schreibend.

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Bedeutung des Objektes

Über zehn Jahre ist die Mittelmeerinsel Elba Henky Hentschels zu Hause. Er fertigt dort zunächst Kleidungsstücke aus Leder an, später betreibt er einen Bauernhof und beliefert lokale Restaurants mit seinen Erzeugnissen. Als ihn sein Cousin Ulrich Hentschel 1981 besucht, sieht er ihn nur kurz: „Er musste direkt los, auf das Festland und dann nach München, zu einer Frau. Zwei Wochen war er weg.“ Auch die an ihn gerichtete handschriftliche Widmung in seinem Buch „Tutto pagato. Alles bezahlt“, das in drei Geschichten von seinem italienischen Wohnort berichtet, lässt rückblickend den unkonventionellen Lebensweg Hentschels und seine Flüchtigkeit erahnen: „Bis irgendwo und irgendwann. Henky“.

Über oder an fast jedem Ort, an dem er gelebt hat, hat Henky Hentschel geschrieben. So erlauben – neben den Berichten seines Cousins Ulrich Hentschel – nur seine Bücher einen Zugang zu seinen Abenteuern und einen Einblick in seine bewegte, aber nur wenig dokumentierte Biographie.

Haben auch Sie …

… eine Aus- oder Einwanderungsgeschichte Ihrer Familie zu erzählen und möchten diese mit den dazugehörigen Objekten und Dokumenten dem Deutschen Auswandererhaus für seine Sammlung übergeben? Dann kontaktieren Sie bitte Dr. Tanja Fittkau unter der Rufnummer 0471 / 90 22 0 – 0

oder per E-Mail unter: t.fittkau@dah-bremerhaven.de

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