Objekt des Monats

Jedes Objekt in der Sammlung des Deutschen Auswandererhauses erzählt eine ganz persönliche Auswanderungs- oder Einwanderungsgeschichte. In dieser Rubrik stellen wir Ihnen jeden Monat ein anderes Objekt vor – eine Fotografie, ein Dokument oder ein persönliches Erinnerungsstück.

August 2023

Postkarte mit der Abbildung des Chrysler Building, 1930er

Größe

14,1 x 9,3 cm

Material

Papier

Schenkung

Jens Pollem

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Historische Einordnung

Der Skyscraper Appreciation Day, der Tag der Wertschätzung für Wolkenkratzer, findet in den USA jährlich am 10. August statt. Mit ihm sollen die technisch und architektonisch beeindruckenden Gebäude geehrt werden, die per Definition mindestens 150 Meter gen Himmel ragen müssen. Die Wahl des Datums fiel auf den Geburtstag des US-Amerikaners William van Alen. Der 1883 in Brooklyn geborene Architekt war verantwortlich für den Entwurf und den zwischen 1928 und 1930 erfolgten Bau eines der populärsten Gebäude New Yorks: dem Chrysler Building. Mit seinen 319 Metern war das Chrysler Building bei Eröffnung das höchste Gebäude der Welt.

Heute stehen die drei höchsten Gebäude der Welt nicht mehr in den USA, sondern in Dubai (Burj Khalifa, 828 Meter), Kuala Lumpur (PNB 118, 678 Meter) und Shanghai (Shanghai Tower, 632 Meter).

Kurzbiographie

Lucie Pollem, genannt Lulu, wird 1902 in Bremen geboren. Im Dezember 1928 heiratet sie ihren langjährigen Verlobten Heinrich Hermesdorf. Nur wenige Wochen später entschließt sich der frisch angetraute Ehemann, wie sein Bruder Fred in die USA auszuwandern. Lucie folgt ihm schließlich im Sommer 1930. Obwohl ihre Auswanderung in die Zeit der Great Depression fällt, der großen Wirtschaftskrise, hat die junge Schneiderin Glück und findet schnell eine Anstellung.

1954 entschließt sich die mittlerweile verwitwete Lucie zur Rückkehr nach Deutschland. Mit ihrem zweiten Ehemann Max Bartelt, den sie auf ihrer Rückreise nach Deutschland kennenlernt, zieht Lucie in ihr Elternhaus in Bremen-Rönnebeck. Ein zweites Mal verwitwet stirbt sie hier 1990 kinderlos.

Bedeutung des Objekts

Viele Tage und Wochen verbringen die Menschen an Bord der Auswandererschiffe in gespannter Erwartung auf die Ankunft in ihrer zukünftigen Heimat. Wer ab Ende des 19. Jahrhunderts New York als Reiseziel hat, wird beim Einlaufen in den Hafen überwältigt und eingeschüchtert zugleich: Nicht nur die Freiheitsstatue begrüßt die Neuankömmlinge, sondern auch die beeindruckende Skyline von New York. Hochhäuser bannen den Blick der Ankommenden, ab 1908 sind auch Wolkenkratzer darunter.

Während das Flatiron Building 1902 noch bei rund 90 Metern liegt, reicht das 1908 fertig gestellte Singer Building schon 187 Meter in die Höhe. In Deutschland überschreiten Hochhäuser zu dieser Zeit kaum die 40 Meter Marke, und Wolkenkratzer wird es erstmals in den 1970er Jahren geben.

Ihren Erbauer:innen ebenso wie ihren Besitzer:innen, zu denen auch bekannte Firmen deutscher Einwander:innen wie die Nähmaschinenfabrik Singer oder die Klavierfabrik Steinway & Son gehören, sind die Giganten aus Stahl, Stein und Glas Symbole für wirtschaftliche Macht und das Streben nach Wachstum. Den Neuankömmlingen an Bord der gerade einlaufenden Auswandererschiffe hingegen verdeutlichen die Gebäuderiesen schon optisch, dass vor ihnen eine „Neue Welt“ auf sie wartet.

Haben auch Sie …

… eine Aus- oder Einwanderungsgeschichte Ihrer Familie zu erzählen und möchten diese mit den dazugehörigen Objekten und Dokumenten dem Deutschen Auswandererhaus für seine Sammlung übergeben? Dann kontaktieren Sie bitte Dr. Tanja Fittkau unter der Rufnummer 0471 / 90 22 0 – 0

oder per E-Mail unter: t.fittkau@dah-bremerhaven.de

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