Objekt des Monats

Jedes Objekt in der Sammlung des Deutschen Auswandererhauses erzählt eine ganz persönliche Auswanderungs- oder Einwanderungsgeschichte. In dieser Rubrik stellen wir Ihnen jeden Monat ein anderes Objekt vor – eine Fotografie, ein Dokument oder ein persönliches Erinnerungsstück.

Februar 2023

Radioprogramm (annotiert) „German Radio Hour“, 1959

Größe

29,7 x 21,0 x 0,1 cm

Material

Papier, Tinte

Schenkung

Cosima Wolter

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Historische Einordnung

Zum zwölften Mal wird am 13. Februar 2023 der Weltradiotag, dieses Jahr unter dem Motto „Radio and Peace“ (Radio und Frieden), gefeiert. Die Vereinten Nationen rufen diesen internationalen Tag 2012 aus und beziehen sich auf das Jahr 1946, das Gründungsjahr des United Nations Radio (UN Radio).

Auf das Radio als eines der bis heute meist genutzten Medien weltweit und seine einzigartigen Möglichkeiten unterschiedlichste Meinungen und Stimmen bekannt zu machen, wird an diesem Tag aufmerksam gemacht. Das Radio als Mittel für die Verbreitung von Frieden soll in diesem Jahr im Fokus stehen. Professionell informiert und moderiert es Konflikte und kann so demokratische Meinungsbildung unterstützen und (mögliche) Eskalation verhindern. Es bietet Raum für Gespräche und trägt zur Gemeinschaft ganzer Communitys bei. Die besondere Bedeutung des Radios wird deutlich durch dessen langjährige internationale Nutzung und das breite Spektrum seines Publikums.

Kurzbiographie

Im August 1930 wird Hannelore Mabry (geb. Katz) in Chemnitz geboren. Nach ihrem Abitur im Jahr 1947 absolviert sie als Stipendiatin in Bonn die städtische Schauspielschule. Darauf folgen verschiedene künstlerische Tätigkeiten und Schauspielengagements. Im Jahr 1956 heiratet sie US-Amerikaner Paul Mabry. Hannelore Mabry entschließt sich Ende 1956 zur Auswanderung nach Boston. Ihre Tochter Cosima aus erster Ehe und sie machen sich gemeinsam auf den Weg. In den USA arbeitet Hannelore Mabry unter ihrem Künstlerinnennamen Loreley Katz für die Radiosendung „German Radio Hour“ als Sprecherin. Nach Aussage ihrer Tochter wurde Hannelore Mabry in den USA aber „nicht glücklich“ und entschloss sich im Jahr 1958 zurück nach Deutschland zu kehren. Nach einiger Zeit orientiert sich Hannelore Mabry neu und beginnt 1966 ein Studium an der Ludwig-Maximillians-Universität in München. 1971 veröffentlicht sie ihre Abschlussarbeit unter dem Titel Unkraut ins Parlament  zum Thema der Bedeutung parlamentarischer Arbeit von Frauen. Sie gründet das Frauenforum München e. V. und ist Herausgeberin der Zeitschrift Frauenforum – Stimme der Feministen, später Der Feminist. Diese gilt als erste überregionale feministische Zeitschrift der Bundesrepublik. Später organisiert und begleitet sie außerdem unterschiedliche öffentliche Aktionen, beispielsweise die Münchner Dombesetzung zum Aufruf gegen Gewalt. 1988 gründet Hannelore Mabry mit neun anderen Personen den Verein zur Förderung des Bayerischen Archivs der Frauenbewegung. Als Ziel des Vereins gilt die Förderung wissenschaftlicher Arbeiten zur Frauenbewegung. Hannelore Mabry verstirbt im Jahr 2013 in München. Sie war Feministin, Pazifistin und alleinerziehende Mutter. Ihre Tochter Cosima Wolter hinterlässt dem Deutschen Auswandererhaus Teile des Nachlasses ihrer Mutter, Hannelore Mabry.

Bedeutung des Objektes

Das Programm „German Radio Hour“ (Deutsche Radio Stunde) der in Boston niedergelassenen WGBH wird zugunsten der lokalen deutschsprachigen Gemeinschaft und Student:innen der Germanistik ins Leben gerufen. Übertragen wird die Radio Hour ausschließlich auf Deutsch; Inhalte des Programms sind Interviews, Vorlesungen und Reportagen. Außerdem werden kulturelle Veranstaltungen in der Region über den Sender kundgegeben. Das von Hannelore Mabry annotierte Radioprogramm ermöglicht einen Einblick in ihren migrantischen Alltag. „Musik bis zum frühen Morgen“ von Hannelore Mabry moderiert, wird zu nachtschlafender Zeit zwischen 0:10 – 5:50 Uhr übertragen. Zwar gelingt es ihr, eine Arbeitsstelle als Radiosprecherin in den USA zu finden, jedoch wird auch durch dieses Dokument klar, wie schwierig es für Hannelore Mabry als berufstätige Mutter in der neuen Umgebung gewesen sein muss. Das Objekt zeigt, wie das Radio Halt in migrantischen Gemeinschaften stiftet, Arbeitgeber für fremdsprachige Personen sein kann und nicht zuletzt, welche alltäglichen Hürden Migrant:innen auf sich nehmen (müssen).

Das Deutsche Auswandererhaus ist auch regelmäßig im Radio zu Gast. Unter diesem Link können Sie mehr über Migrationsgeschichte hören:

https://dah-bremerhaven.de/hoeren

Reinhören in das Programm von 1959 mit „Take the A Train“ des Hazy Osterwald Sextetts können Sie unter: 

https://www.youtube.com/watch?v=xaOBYdD7Qxw

Happy Swinging!

Haben auch Sie …

… eine Aus- oder Einwanderungsgeschichte Ihrer Familie zu erzählen und möchten diese mit den dazugehörigen Objekten und Dokumenten dem Deutschen Auswandererhaus für seine Sammlung übergeben? Dann kontaktieren Sie bitte Dr. Tanja Fittkau unter der Rufnummer 0471 / 90 22 0 – 0

oder per E-Mail unter: t.fittkau@dah-bremerhaven.de

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