Objekt des Monats
Jedes Objekt in der Sammlung des Deutschen Auswandererhauses erzählt eine ganz persönliche Auswanderungs- oder Einwanderungsgeschichte. In dieser Rubrik stellen wir Ihnen jeden Monat ein anderes Objekt vor – eine Fotografie, ein Dokument oder ein persönliches Erinnerungsstück.
März 2025
Kopfbedeckung (peruanische Feuerwehruniform), nach 1924
Größe | 8,2 x 26,3 x 27 (mit Schirm) |
Material | Stoff, Leder, Metall |
Schenkung | Ina Dienstmaier Valdivieso |
Historische Einordnung
Seit 1856 können sich deutsche Kolonist:innen gesetzlich in Peru ansiedeln und sind besonders wirtschaftlich relevant für das Land. Viele der deutschen Eingewanderten gründen in Peru Familien und siedeln sich dauerhaft in Südamerika an. Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges und ab der USA-amerikanischen Kriegserklärung 1942 im Zuge des Zweiten Weltkrieges setzten der Migration für mehrere Jahre ein vorläufiges Ende. Jedoch sind beide Ländern bis zum heutigen Tage durch enge wirtschaftliche und auch kulturelle Beziehungen miteinander verbunden.
Kurzbiographie
Als Ina Dienstmaier Valdivieso 2023 das Deutsche Auswandererhaus besucht, findet sie nicht nur in der Familienrecherche des Erlebnismuseums Spuren der Migrationsgeschichte ihres Großvaters Hermann Dienstmaier, sondern befindet sich gleichzeitig an seinem Geburtsort. Hermann Dienstmaier wird am 20.08.1898 in Bremerhaven-Lehe geboren und tritt als 15-Jähriger der Marine bei. Aufgrund einer Sehschwäche wird er allerdings dort entlassen und entschließt sich zu einem Studium der Botanik und spezialisierte sich auf Gartenbau und Floristik. Im Jahr 1925 wird er zur Pima-Baumwollveredelung von einer Firma angeworben und erreicht im selben Jahr das südamerikanische Land. Hier arbeitet Hermann Dienstmaier zunächst auf der Hazienda Monteverde.
In der Stadt Piura lernt er Emma Leon Seminario kennen und im Jahr 1929 heiraten die beiden und gründen eine 7-köpfige Familie. 1933 gründet der sport- und musikbegeisterte deutsche Einwanderer die städtische Feuerwehr Piura und auch der Erwerb der Hacienda Curumuy verschafft der Familie eine stabile wirtschaftliche Grundlage. Inmitten des Zweiten Weltkrieges nach der Kriegserklärung der USA 1942 gegen das Deutsche Reich wird Hermann Dienstmaier nach Deutschland deportiert und kehrt erst 1949 zu seiner Familie nach Peru zurück. Ihm gelingt es, seine Arbeit bei der Feuerwehr wieder aufzunehmen und er wird sogar in den 1950er Jahren zum Kommandanten der nördlichen Region Perus ernannt. Im April 1961 verstirbt Hermann Dienstmaier an den Folgen eines Magengeschwürs in Lima. Ina Dienstmaier Valdivieso wandert selbst 2021 von Piura nach Berlin aus, fühlt sich im Geburtsland ihres Großvaters wohl und möchte sich hier dauerhaft als Arbeitsmedizinerin niederlassen.
Bedeutung des Objektes
Der lebensfrohe Hermann Dienstmaier wird auch von seiner Familie als stets enthusiastisch und sozial beschrieben. Die Kopfbedeckung als Teil seiner Feuerwehruniform steht symbolisch nicht nur für seinen Einsatz für die Stadt Piura, sondern auch für den gesellschaftlichen Zugewinn durch Migrant:innen. Hermann Dienstmaier war außerdem Teil eines lokalen Fussballvereins und begeistert sich in seinem Freundeskreis besonders für die Leichtathletik und Förderung peruanischer Musik und pflegt gern das soziale Zusammenleben in der Stadt. Auch sein Wissen der Botanik bringt er der peruanischen Forschung zu Gunsten ein und veröffentlicht zum Beispiel in Zeitschriften und veröffentlicht in einem Bulletin der Universidad Nacional de la Molina seine wissenschaftlichen Erkenntnisse.
Haben auch Sie …
… eine Aus- oder Einwanderungsgeschichte Ihrer Familie zu erzählen und möchten diese mit den dazugehörigen Objekten und Dokumenten dem Deutschen Auswandererhaus für seine Sammlung übergeben? Dann kontaktieren Sie bitte Dr. Tanja Fittkau unter der Rufnummer 0471 / 90 22 0 – 0
oder per E-Mail unter: t.fittkau@dah-bremerhaven.de