Objekt des Monats

Jedes Objekt in der Sammlung des Deutschen Auswandererhauses erzählt eine ganz persönliche Auswanderungs- oder Einwanderungsgeschichte. In dieser Rubrik stellen wir Ihnen jeden Monat ein anderes Objekt vor – eine Fotografie, ein Dokument oder ein persönliches Erinnerungsstück.

September 2023

Malaiisches Blasrohr mit Köcher und Pfeilen, vor 1982

Größe

179, 3 x 4, 0 cm

Material

Bambus

Schenkung

Klaus Rüger

blasrohr_1_copyright_deutsches_auswandererhaus_skl

Historische Einordnung

Malaysia wird im Jahr 1957 endgültig unabhängig von der ehemaligen Kolonialherrschaft Großbritanniens, doch bis heute sind Spuren auffindbar und prägen das Land. Diese spiegeln sich in der Architektur, der Landschaft und auch in der Gesellschaft des tropischen Landes wider. Auch der Vietnamkrieg zwischen 1955 – 1975 hinterlässt Zeichen in der Landschaft und den Menschen, so werden beispielsweise Personenkontrollen bis in die 1980er Jahre durchgeführt, die Angst vor Übergriffen hat sich im Gedächtnis verankert.

Deutschland trifft mit Malaysia beginnend im Jahr 1960 mit dem Abkommen zur Förderung und Schutzes von Kapitalanlagen bis 1991, der Gründung der Deutsch-Malaiischen Industrie- und Handelskammer verschiedene Beschlüsse. So sind die Rahmenbedingungen für viele Unternehmen in Malaysia besonders günstig und viele hochqualifizierte Fachkräfte werden nach Südostasien gesendet, um hier Standorte mit aufzubauen. Im nordhessischen Standort Melsungen belebt der Großkonzern B. Braun (Pharma- und Medizinbedarfsunternehmen) die städtische, bundesweite und auch globale Wirtschaft. Der Standort auf der Insel Penang in Malaysia ist Sitz des Hauptquartiers des Asien-Pazifik-Raums der Firma.

blasrohr_2_copyright_deutsches_auswandererhaus

Kurzbiographie

Klaus Rüger wird 1948 in Gardelegen in Sachsen-Anhalt geboren. Sein Vater, von Beruf Versicherungsvertreter kommt ursprünglich aus dem hessischen Raum Bad Hersfeld und zieht für die Arbeit um. Im Jahr 1949 entschließen sich die Rügers zur Flucht in den Westen. Kontakte des Vaters unterstützen die vierköpfige Familie, bis diese schließlich bei Familie des Vaters im Raum von Bad Hersfeld unterkommen. Klaus Rüger wird ein diplomierter Maschinenbauer und lernt während seiner Ausbildung seine Frau Helga kennen. Gemeinsam ziehen die beiden nach Frankfurt am Main, wo er im Ingenieursbüro der Firma Lurgi GmbH arbeitet. Der Wunsch, dass die gemeinsamen Kinder nicht in der Großstadt, sondern in einer ländlichen Gegend aufwachsen, bringt die Familie ins nordhessische Melsungen. Klaus Rüger arbeitet hier für B. Braun einem Pharma- und Medizinbedarfsunternehmen. Durch seine Qualifikationen besonders im Bereich des Anlagenbaus tritt die Firma mit dem Auftrag in Malaysia eine Fabrikanlage aufzubauen an Klaus Rüger heran. Nach etwas mehr als einem Jahr Vorbereitung, verlässt er Melsungen im Frühjahr 1982 gemeinsam mit seiner Frau Helga Rüger und den beiden Kindern Niklas (damals 5 Jahre) und Schirin (damals 3,5 Jahre) und zieht nach Südostasien  auf die Insel Penang/Malaysia.

blasrohr_3

„Der erste Eindruck, als wir aus dem Flugzeug stiegen war, als schlägt uns einer ein nasses Handtuch ins Gesicht.“ Das tropische Klima macht für Familie Rüger einen großen Unterschied, so passt Helga Rüger beispielsweise ihre Haarfrisur der Luftfeuchtigkeit Malaysias an und trägt nun Locken um dem Klima entgegenzuwirken. Klaus Rügers Arbeitsalltag gestaltet sich durch die von ihm durchgeführte sorgfältige Projektvorbereitung und der Qualitätsleistung seiner Mitarbeiter als angenehm. Schwierigkeiten bereiten ihm anfänglich die unterschiedlichen Sprachen doch diese Hürden lassen sich durch ein tiefgründigeres gesellschaftliches Verständnis und die Unterstützung der Kollegen überwinden. 

kocher_1_copyright_deutsches_auswandererhaus

Seinen beruflichen Auftrag erfüllt Klaus Rüger bereits nach 6 Monaten und die Familie entschließt sich zu einer langen Rückreise über den Osten des Landes, Singapur, Australien, Tahiti, USA und schließlich zurück nach Deutschland.

Zweimal bekommt Familie Rüger Besuch von ehemaligen Mitarbeitern Besuch und reist selbst noch einmal im Jahr 2006 nach Malaysia zurück. Bis heute sind die Rügers „euphorisch“, wenn sie an die Zeit in Malaysia zurückdenken.

Bedeutung des Objekts

Familie Rüger erlebt das tropische Land von vielen verschiedenen Seiten. Als Anlass für ihre Reise erklären sie, dass sie sich gern selbst ein Bild des Landes und der Menschen machen wollten. Geprägt ist Malaysia besonders durch kulturelle Diversität. So leben hier beispielsweise neben den Malaien, die die größte Bevölkerungsgruppe bilden, auch Menschen mit chinesischen und indischen Wurzeln. Religionen leben 1982 ungestört nebeneinander.

Die Rügers kommen in Kontakt während ihres Aufenthaltes mit vielen verschiedenen Bräuchen, Ritualen und Lebensgewohnheiten. Besonders kontrastreich sind auch die Lebensweisen der Menschen Malaysias, so gibt es bis heute noch viele traditionelle Aspekte, die mit dem alltäglichen Leben verbunden sind. Das traditionell handgefertigte Blasrohr kaufen die Rügers einem Mann, den sie während ihrer Rundreise in den Cameron Highlands kennenlernen, ab. Blasrohre werden bis heute als traditionelle Jagdinstrumente, die sich besonders durch ihre Präzession und den geräuscharmen Einsatz von anderen Hilfsmitteln unterscheiden, eingesetzt. Weiteren Nutzen findet die Technologie als international-anerkannte Sportart und vor allem in der Tiermedizin. Für Familie Rüger symbolisiert das Objekt die Faszination und bleibenden Eindruck der malaiischen Kultur.

Haben auch Sie …

… eine Aus- oder Einwanderungsgeschichte Ihrer Familie zu erzählen und möchten diese mit den dazugehörigen Objekten und Dokumenten dem Deutschen Auswandererhaus für seine Sammlung übergeben? Dann kontaktieren Sie bitte Dr. Tanja Fittkau unter der Rufnummer 0471 / 90 22 0 – 0

oder per E-Mail unter: t.fittkau@dah-bremerhaven.de

Archiv: Bisherige Objekte des Monats