Migration als Schritt zum "Nation-Building"?

Impulsvortrag und Gespräch am Donnerstag, 27. Oktober im Deutschen Auswandererhaus Bremerhaven über den Chmelnyzkyj-Aufstand 1648-1654 

Ob Migration Teil von jedem „nation-building“-Prozess ist, hinterfragt Dr. Ewgeniy Kasakow, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschens Auswandererhaus, am Beispiel des Chmelnyzkyj-Aufstands in seinem Vortrag am Donnerstag, 27. Oktober 2022 um 18.00 Uhr im Deutschen Auswandererhaus Bremerhaven. 

Mitten in der ukrainischen Hauptstadt steht das 1888 aufgestellte Denkmal für Bohdan Chmelnyzkyj, den Anführer des 1648 begonnenen Aufstandes der orthodoxen Kosaken und Bauern gegen den katholischen Adel im damaligen Polen-Litauen. Die massenhafte Flucht der Bauern nach Osten im Rahmen des Aufstandes verschob die Zusammensetzung der Bevölkerung auf dem Gebiet der heutigen Ukraine. In den Zeiten, als der ständisch-konfessionelle Konflikt eskalierte, existierten die Nation und Nationalstaaten im heutigen Sinne noch nicht. Bohdan Chmelnyzkyj ist bis heute eine zentrale Figur der nationalen Geschichtserzählungen: eine positive in der russischen, eine negative in der polnischen und jüdischen und eine ambivalente in der ukrainischen. Bei dem Vortrag und der anschließenden Diskussion wird der Migrationsaspekt des Chmelnyzkyj-Mythos im Vordergrund stehen.

Museumsbesucher:innen erhalten mit ihrem Museumsticket gegen Vorlage eines tagesaktuellen Kaufbelegs freien Eintritt. Alle weiteren Gäste zahlen 5 Euro, Studierende 3 Euro. Treffpunkt ist das Foyer des Deutschen Auswandererhauses. Um Anmeldung unter 0471/90 220-0 oder info@dah-bremerhaven.dewird gebeten.

Veranstaltungsreihe „Lost in War“: Von den Anfängen des „nation-building“ bis zum Eurovision Song Contest

Das Online-Gespräch ist Teil der Vortrags- und Diskussionsreihe „Lost in war“, mit der das Deutsche Auswandererhaus als Migrationsmuseum Hintergrundwissen in einer Zeit der Unsicherheit bietet. Seit dem 24. Februar 2022 ist in dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine so vieles verloren gegangen: Menschenleben und Erinnerungsorte, Sicherheiten und Gewissheiten und vieles mehr. Dabei lässt der Fortgang des Krieges mit seinen täglichen Meldungen kaum Zeit für Fragen. In Impulsvorträgen, Gesprächsrunden und einer Filmvorführung zur ukrainischen (Migrations-)Geschichte beleuchtet das Deutsche Auswandererhaus politische, demographische und soziale Konfliktthemen und lädt zur Diskussion ein: Wie sind ukrainische und deutsche Geschichte durch Migration und Krieg verknüpft? Welche historischen Begebenheiten und Begriffe werden (nicht) für Propaganda genutzt? Können wir aus der Vergangenheit Schlüsse für heutiges Handeln ziehen? 

 Die weiteren Themen der Reihe:

  • Donnerstag, 3. November 2022, 18.00 Uhr: 
    „Architektur in der Ukraine – wie identitätsstiftend ist Architektur?” – Architekt Andreas Heller (Studio Andreas Heller Architects and Designers, Hamburg)

  • Donnerstag, 10. November 2022, 11.00 Uhr / 18.00 Uhr: 
    „Überfall, Mord, Zwangsmigration: Deutsche Verbrechen in der Ukraine und die Erinnerung daran“ – Marie Grünter (Deutsches Auswandererhaus)

  • Donnerstag, 17. November 2022, 11.00 Uhr / 18.00 Uhr: 
    1938 und das Münchner Abkommen – wie und von wem werden Minderheiten instrumentalisiert?“ – Dr. Simone Blaschka (Deutsches Auswandererhaus)

  • Donnerstag, 24. November 2022, 11.00 Uhr / 18.00 Uhr: 
    „Die ukrainische sowjetische sozialistische Republik (USSR) 1945-1991: Migrationsströme in eine geschlossene Gesellschaft?“ – Dr. Ewgeniy Kasakow (Deutsches Auswandererhaus) 

  • Donnerstag, 1. Dezember 2022, 11.00 Uhr / 18.00 Uhr: 
    „Die unabhängige Ukraine und ihre Eurovision Song Contest-Gewinne – Gehört die Ukraine zu Europa?“ – Marie Grünter (Deutsches Auswandererhaus)

Alle Informationen zur Veranstaltungsreihe finden Sie unter https://dah-bremerhaven.de/news/lost-in-war