Bremerhaven, 6. August 2024

Neue Flaggen vor Deutschem Auswandererhaus

Museum stellt neues Konzept vor

17 Flaggenmasten stehen vor dem Deutschen Auswandererhaus an einer der zentralen Hauptstraßen der Bremerhavener Innenstadt, der Columbusstraße. Bisher zeigte das Migrationsmuseum Nationalflaggen von Ländern, in die europäische Ausgewanderte emigrierten oder aus denen Menschen nach Deutschland einwanderten. Zu sehen sind dort jetzt Flaggen von Hafenstädten, die in der Migrationsgeschichte eine große Rolle gespielt haben und heute immer noch spielen.

Dazu gehört die Flagge von New York City, einst der größte Einwanderungshafen der USA. Bis heute spielen dort Eingewanderte eine große Rolle, auch wenn heute weniger „Little Italy” oder „Chinatown” hervorstechen, sondern eher mittelamerikanische und karibische Communities.

Eine weitere Flagge ist die der Hafenstadt Haifa, deren Wappen den Stadtnamen in lateinischen, hebräischen und arabischen Schriftzeichen zeigt. Vom heutigen Museumsstandort Bremerhaven reisten einst über 700 000 Holocaustüberlebende nach Übersee aus: Viele in die USA, andere anschließend oder auch direkt nach Israel. Ankunftshafen war oft der seit der Antike existierende Ort.

Auch die Flagge von Bremerhaven selbst gehört zum neuen Flaggen-Ensemble vor dem Deutschen Auswandererhaus. Die Stadt an der Wesermündung war für viele Jahrzehnte der größte kontinentaleuropäische Auswanderungshafen. Heute leben hier viele Menschen mit ihren Familien, die aus der Türkei, aus Russland, Portugal oder jüngst aus der Ukraine eingewandert sind.

Außerdem zeigen einige Flaggen Portraits von Menschen, die aus- oder eingewandert sind. Interessierte können zukünftig einen Plan mit Informationen zu den Flaggen an der Museumskasse kostenfrei erhalten.

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Dr. Simone Blaschka, Direktorin des Migrationsmuseums, ordnet die Entscheidung ein: „Wir haben in den letzten Jahren zunehmend Fragen und Anmerkungen von Bremerhavener Bürgerinnen und Bürgern sowie touristischen Gästen der Stadt zu der Beflaggung vor unserem Museum erhalten. Jede und jeder hatte andere Vorstellungen davon, welche Flagge welchen Landes dort wann hängen könnte. Das hat uns darauf aufmerksam gemacht, dass wir mit den Flaggen mehr Migrationsgeschichte erzählen sollten, als es Nationalflaggen können.

Die Nationalflaggen wurden oft mit gegenwärtigen Staaten und aktueller Politik verbunden, deshalb bevorzugt, abgelehnt oder dagegen vorgegangen – bis hin zum Diebstahl. In den letzten Jahren nahm dieses Verhalten zu. Uns geht es allerdings um die Menschen und ihre Geschichten. Diese können unserer Meinung nach mit dem neuen Konzept besser repräsentiert werden, denn es zeigt konkrete Orte, an denen für Millionen Menschen ihre eigene Geschichte neu geschrieben wurde.”

Hafenstädte haben dabei eine besondere Qualität, erläutert Blaschka: „Ich kann in einer solchen Stadt jemanden zu einem Ort führen, dem Hafen, einer Kneipe, einer Straße, und sagen ‚Hier haben wir Abschied genommen‘, ‚Hier bin ich angekommen‘ oder auch: ‚Dort habe ich – genau wie viele andere – gewohnt, als ich auf mein Visum gewartet habe‘. Das schreibt sich auch in die Bevölkerung, den Charakter und die Struktur der Stadt selbst ein. Weit mehr als ganze Staaten sind Hafen- und Seestädte nicht nur Ziel oder Ausgang einer Migration. Sie sind greifbare Grenze, Transit und Zuhause. ”

Insgesamt wird die Beflaggung zukünftig auch häufiger wechseln, um bestimmte Themen in den Fokus der Stadtgesellschaft zu rücken. Eine erste Erkundung dieser neuen Kommunikationsstrategie machte das Museum mit der Regenbogenflagge zum Pridemonth, die von der in vielen Ländern dieser Welt verfolgten LGBTQIA+ Community sehr positiv aufgenommen wurde.

Das Deutsche Auswandererhaus plant dieses Konzept als wandelbar und wird in Zukunft regelmäßig Fotos und Städte ergänzen oder zu besonderen Anlässen weiterhin auch einzelne Nationalflaggen, die Europa- oder erneut die Regenbogenflagge aushängen. 

Weitere Informationen unter www.dah-bremerhaven.de.

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Bild: Neue Flaggen vor dem Deutschen Auswandererhaus © Deutsches Auswandererhaus / Foto: Hilka Baumann

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