Kalliope-Preis
für praxisnahe Migrationsforschung

Die Stiftung Deutsches Auswandererhaus und das Deutsche Auswandererhaus verleihen alle zwei Jahre den Kalliope-Preis für praxisnahe Migrationsforschung. Er ist mit insgesamt 20.000 Euro dotiert.

Die aktuelle Broschüre zum Download:

Ausschreibung 2023

Der Kalliope-Preis für praxisnahe Migrationsforschung 2023 wird für zwei Leistungen vergeben, die aufeinander aufbauen:

Essay

Der Kalliope-Preis zeichnet eine:n Wissenschaftler:in, einen Fachbereich oder eine Abteilung einer (außer-)universitären Forschungseinrichtung für einen Essay von bis zu zehn Seiten zu der Frage aus: „Orientierung bieten, kritisch bleiben – wozu und wie mit Migrationsgeschichte argumentieren?“ Der Essay wird mit 5.000 Euro prämiert, die dem:der Gewinner:in zur freien Verfügung stehen. Der Essay bildet die theoretische Grundlage des Kooperationsprojekts mit dem Deutschen Auswandererhaus

Kooperationsprojekt

Die Stiftung und das Deutsche Auswandererhaus fördern ein Kooperationsprojekt mit einem Preisgeld von 15.000 Euro, dessen Idee von dem:der Preisträger:in entwickelt wurde und das gemeinsam von dem:der Preisträger:in und Deutschem Auswandererhaus bis 2025 in Form einer Ausstellung oder einer Publikation umgesetzt wird. Dieser Teil des Preisgeldes wird zur Deckung anfallender Kosten für das Kooperationsprojekt verwendet.

Das diesjährige Kooperationsprojekt des Kalliope-Preises soll unter Einbindung der Essay-Fragestellung „Orientierung bieten, kritisch bleiben – wozu und wie mit Migrationsgeschichte argumentieren?“ und unter Einbeziehung der Dauerausstellung des Museums, insbesondere der Critical Thinking Stations, erfolgen.

Die Critical Thinking Stations (CTS) sind digitale Denkräume, in Form von fünf interaktiven Stationen in der Dauerausstellung des Museums. An Touch-Bildschirmen und Projektionsflächen erforschen Besucher:innen anhand kontroverser Fragen zu Migration und Migrationsgeschichte ihren eigenen Standpunkt. Thematisch passen die Fragen zu den Inhalten des jeweiligen Ausstellungsraums. Jede Station umfasst drei bis vier Fragen, von denen die meisten auf einer Likert-Skala oder im Multiple-Choice-Verfahren gestellt werden. Sie sollen relativ schnell auf der Grundlage des vorhandenen Wissens bzw. der Meinungen der Teilnehmenden sowie der Informationen in der Ausstellung beantwortet werden können. Durch die Beantwortung der Fragen der CTS nehmen die Besuchenden partizipativ am Ausstellungsrundgang teil.

Die anonymen Antworten aller Teilnehmenden werden mithilfe der RFIDTechnik gespeichert und am Ende des Ausstellungsrundgangs auf einer großen Videowand aufbereitet und angezeigt. Davor befinden sich Sitzgelegenheiten, die dazu einladen, mit Begleitpersonen oder anderen Besuchenden ins Gespräch zu kommen über die eigenen Antworten und die Perspektiven von anderen. Die Videowand ist flankiert von den „Deep Dive“-Stationen, die Vertiefungswissen an Touch-Bildschirmen bieten und an denen Besuchende ihre zuvor gegebenen Antworten ändern können und so ihre eigene Meinungsbildung aktiv erfahren. Um den persönlichen Austausch zu unterstützen, wurde basierend auf den CTS ein museumspädagogischer Workshop entwickelt, der sowohl für Schulklassen als auch für Erwachsenengruppen angeboten wird.

Thema 2023

Wenn zwischen gegenwärtigen Interessen oder Ansprüchen um ihre zukünftige Realisierung bzw. Garantie gestritten wird, greifen die Streitenden gerne zu Argumenten mit Vergangenheitsbezug. Dass aus vergangenen Fehlern und Versäumnissen, Irrtümern und Illusionen gelernt werden könne, setzt die politische Forderung, Geschichte solle sich nicht wiederholen, so sehr voraus wie auch: dass sie sich überhaupt wiederholen könne. Dem aber wird seit alters entgegengehalten: es wiederhole sich in der Geschichte gar nichts, ποταμῷ γὰρ οὐκ ἔστιν ἐμβῆναι δὶς τῷ αὐτῷ, denn man kann nicht zweimal in denselben Fluss steigen. Demnach stünden wir an jeder Stelle des „geschichtlichen Stromes“ in einzigartiger Lage, unberaten und unbelehrbar vor einer unvergleichlichen Vergangenheit und einer unverwertbaren Zukunft.

Im Alltag reicht meist ein täglicher Blick in die Zeitung, um uns vom Déjà-vu zu überzeugen. Gegen diesen oft vorschnellen Blick erweisen sich allemal die historischen Wissenschaften als „kritisch“: Sie lehren zu unterscheiden zwischen dem scheinbar Gleichen. Was sie damit zugleich aber unterminieren, ist das gesellschaftliche Bedürfnis nach und die soziale Praxis der Orientierung durch Geschichte. Beides – Kritik und Orientierung – scheint nicht zugleich zu haben zu sein.

Dass, um die Zukunft vorherzusagen, in die Geschichte geschaut werde, gilt ganz selbstverständlich für beinahe jedes – sei es regierungsfreundliche, sei es regierungskritische – Statement zur jeweils aktuellen Migrationspolitik: Wenn ein neues Einwanderungsgesetz für mehr qualifizierte Arbeitende sorgen soll, erinnert man sich der Anwerbeperiode der 1950er bis 1970er Jahre. Geht es um die Integration bestimmter Gruppen gemeinsamer Herkunft oder geteilten Schicksals, besinnt man sich wahlweise auf Flüchtlinge und Vertriebene nach dem Zweiten Weltkrieg oder auf die Hugenotten des späten 17. Jahrhunderts. Doch welchen theoretischen Erkenntniswert und welche praktischen Handlungsfolgen hat das Argumentieren mit (Migrations-)Geschichte? Wo hinaus oder hinein lässt es blicken, was lässt es verschwimmen, was belässt es im Unsichtbaren oder Dunklen? Und gibt es eine Weise, (Migrations-)Geschichte und (Migrations-)Politik in Beziehung zu setzen, die kritisch und orientierend zugleich ist? Und welche Rolle käme in dieser Hinsicht einer Institution wie dem kulturhistorischen Museum zu?

Preisgeld

Das Preisgeld beträgt 20.000 Euro. Gestiftet hat es die Verleger-Familie Ditzen-Blanke, langjährige Förderer und großzügige Unterstützer des Deutschen Auswandererhauses.

Jury

Eine Jury aus insgesamt fünf Personen entscheidet über den:die Kalliope-Preis Gewinner:in. Dabei setzt sich die Jury aus zwei Mitgliedern der Stiftung Deutsches Auswandererhaus und drei externen Mitgliedern zusammen. Die externen Juror:innen sind Vertreter:innen aus dem universitären und kulturinstitutionellen Betrieb.

Die Jurymitglieder 2023 sind:

  • PD Dr. habil. Maria Alexopoulou
    Zentrum für Antisemitismusforschung, Technische Universität Berlin

  • Prof. Dr. Yasemin Karakaşoğlu
    Leiterin des Arbeitsbereichs Bildung in der Migrationsgesellschaft, Universität Bremen

  • Prof. Dr. Hannah von Grönheim
    Professorin für Soziale Arbeit mit dem Schwerpunkt Migration und Diversität, Hochschule Bremerhaven

  • Staatsrat a.D. Jörg Schulz
    Vorstandsvorsitzender der Stiftung Deutsches Auswandererhaus, Bremerhaven

  • Dr. Simone Blaschka
    Direktorin des Deutschen Auswandererhauses

Bewerbungsschluss war der 22. September 2023.

Fragen & Antworten

Wer darf sich bewerben?

Was muss eine Bewerbung unbedingt enthalten?

Wann wird der Preis verliehen?

An wen wende ich mich, wenn ich Fragen zur Ausschreibung habe?

Bisherige Kalliope-Preisträger:innen

Hier finden Sie Informationen zu den Preisträger:innen der vergangenen Jahre:

Kalliope

Kalliope ist die älteste und weiseste der neun Musen. Als Namensgeberin für den Preis wurde sie ausgewählt, weil sie Museen mit Forschung, Weisheit und Schönheit verbindet: Das Wort Museum leitet sich vom altgriechischen Wort für „Musentempel“ ab. Der Name Kalliope bedeutet auch die Schönstimmige. Sie ist die Muse der Wissenschaft und Philosophie.