Helga Siegmund
„Meine Eltern sagten, wir wären die ersten Flüchtlinge in Bremerhaven gewesen“, erinnert sich Helga Siegmund, die als fünfjähriges Kind gemeinsam mit ihrer Mutter und jüngeren Schwester aus Stettin, der ehemaligen Hauptstadt Pommerns, 1945 nach Bremerhaven flieht. Als während des Zweiten Weltkrieges 1944 die Angriffe auf die Hafenstadt Stettin zunehmen, entschließt sich die Helga Siegmunds Mutter zur Flucht mit ihren beiden Töchtern. Zunächst geht es zur Verwandtschaft in das kleine nahegelegene Dorf Siegelkow, ehe auch dort das Kriegsgeschehen zunimmt und sie abermals fliehen müssen. Eigentlich wollte Helga Siegmunds Mutter Pommern mit der „Wilhelm Gustloff“ verlassen, bekommt aber keine Passage mehr – das Schiff wird später versenkt. „Mein Opa war Eisenbahner und hat dafür gesorgt, dass wir noch mit dem Zug flüchten konnten“ – in Richtung Westen, mit dem Ziel Bremerhaven, wo Helgas Vater bei der Marine stationiert ist. „Ich weiß nicht wie lange wir unterwegs waren, nur, dass es sehr kalt war. Wir mussten nämlich in einem Güterwaggon reisen.“. Am 19. Februar 1945 kommt Helga Siegmund schließlich in Bremerhaven an. Ihr Vater, ein Leutnant, bringt die Familie zunächst in seinem Zimmer in der Kaserne unter, „aber das war ja kein Dauerzustand“ und „da aber auch Bremerhaven stark zerstört war, suchte mein Vater uns eine Unterkunft in Spaden“. Bis heute lebt Helga Siegmund gemeinsam mit ihrem Mann in Spaden. Kennen gelernt haben sich die beiden auf der Arbeit beim Magistrat Bremerhaven, wo Helga Siegmund als 18-Jährige ihrer Tätigkeit als Stadtangestellte nachgeht – dort „habe ich in dem gleichen Gebäude, in dem wir in Bremerhaven zuerst untergekommen waren, gearbeitet“. Später arbeitet sie 21 Jahre bei der Lebenshilfe Wesermünde. „Als begeisterte Hobbygärtner haben mein Mann und ich mit dem Kakteenverein von Bremerhaven aus viele schöne Gärtnereien und Parks besucht, auch in England“. Jetzt lässt Helga Siegmund es aber ruhiger angehen: „Wir sind inzwischen über 80 Jahre alt und gärteln nur noch in unserem schönen Garten“.
© Deutsches Auswandererhaus
Ein Porträt von Helga Siegmund ist eines der Gesichter, die seit Juni 2021 an der Fassade des neuen Deutschen Auswandererhauses zu sehen sind. Vor der Eröffnung des Erweiterungsbaus mit der künstlerisch gestalteten Fassade stellte die Nordsee-Zeitung die Personen zu den Gesichtern vor. Das entsprechende filmische Porträt von Helga Siegmund können Sie hier sehen.