Ibrahima Kalil Barry

Ibrahima Kalil Barry wird 1997 in der guineischen Hauptstadt Conakry geboren. In der muslimischen Familie wird viel auf Bildung gehalten: Wenn er als Kind etwas haben wollte, erzählt Ibrahima Barry heute, musste er dafür Bücher lesen. 1 Fahrrad = 10 Bücher. Gegen die Verhältnisse wirtschaftlicher und sozialer Ungleichheit und Benachteiligung gibt es immer wieder schwere Proteste, an denen sich auch der jugendliche Ibrahima beteiligt. Im Februar 2014 ist die Situation für ihn so bedrohlich, dass er sich zur Flucht entschließt. Der Gedanke, Familie und Freunde zurückgelassen zu haben, wird ihn während weiter Teile seines langen Weges nach Europa bedrücken. Vor diesem Hintergrund sei ihm Deutschland als das zu ihm passende Land erschienen, meint Ibrahima heute; für ihn verkörpert es wie kein anderes Land das Prinzip Neuanfang. Und so steigt Ibrahima, fast ein Jahr nach seiner Flucht aus Guinea, im Januar 2015 aus einem Bus am Bremer Hauptbahnhof aus. „Von meinem Vater her kannte ich Bremen ein bisschen. Mein Vater war nämlich Werder-Fan, er hatte Poster von Werder zuhause.“ Der erste Eindruck der Stadt, im Januar, fällt allerdings ernüchternd aus: „Das Schlimmste war die Kälte. Ich dachte, ich wäre in einem Kühlschrank gelandet.“ Er macht sich sofort auf den Weg in die Erstaufnahme-einrichtung für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Habenhausen. Nach kurzer Aufenthaltszeit wird er Bremerhaven zugeteilt. Von der Stadt hat er noch nie etwas gehört. Sein erster Eindruck bei seiner Ankunft: „Kälter als Bremen.“. Weil er wegen der Schulferien nicht gleich in die Schule gehen kann, beginnt Ibrahima in Bremerhaven einen abendlichen Deutschkurs in der Volkshochschule. Bald schon besucht er zusätzlich von morgens bis mittags eine Integrationsschule. Danach stehen ihm viele Möglichkeiten offen. Weil er lieber nichts mit Maschinen, sondern mit Menschen machen will, entscheidet er sich für eine Ausbildung als Pfleger am AMEOS Klinikum, die er im August 2016 beginnt und 2019 abschließt. Mag er auch anfangs unwillig nach Bremerhaven gekommen sein – die Stadt wird ihm in dieser Zeit zur zweiten Heimat. „Wenn ich höre, dass jemand etwas über Bremerhaven sagt, dann hoffe ich immer, es ist etwas Schönes“, sagt er heute lachend. Zurzeit arbeitet Ibrahima als Gesundheits- und Krankenpfleger am DIAKO Krankenhaus in Bremen. Ein Porträt von Ibrahima Kalil Barry ist eines der Gesichter, die seit Juni 2021 an der Fassade des neuen Deutschen Auswandererhauses zu sehen sind.
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© Deutsches Auswandererhaus

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