Studentenausweis, Freie Universität Berlin, 1962
Hasan Barlas Foçali wird am 6. Juni 1939 in der türkischen Stadt Ayancık geboren. 1946 zieht die Familie vom Schwarzen Meer in die Großstadt Istanbul. Auf Wunsch des Vaters geht Hasan Foçali nach dem Abitur zum Studieren nach Deutschland. Im Juni 1961, wenige Wochen vor dem Mauerbau, kommt er in Berlin an. Dort will er Medizin oder Ingenieurwissenschaften studieren, macht zunächst jedoch ein Praktikum bei Siemens, wo er sich als Heimleiter und Dolmetscher um die Belange der ersten türkischen „Gastarbeiter“ in der Firma kümmert. Im Sommersemester 1962 beginnt Hasan Barlas Foçali schließlich sein Zahnmedizinstudium an der Freien Universität Berlin. 1965 kehrt er aus persönlichen Gründen in die Türkei zurück. An der Universität Istanbul beendet er 1970 sein Studium. Seinen Militärdienst absolviert Hasan Foçali als Zahnarzt-Reserveoffizier. Eines Abends lernt er in Istanbul seine jetzige deutsche Frau Ilona kennen. Sie ist damals mit ihrer Familie auf Türkeiurlaub und der Grund für seine Rückkehr nach Deutschland im November 1971. Im Jahr darauf heiraten die beiden und bekommen drei Kinder. Bis zu seinem Ruhestand 2008 arbeitet Hasan Foçali zunächst in Berlin und später in Lippstadt als Zahnarzt. Die Biographie von Hasan Barlas Foçali zeigt, dass sich die türkische Einwanderung nicht allein auf die so genannte „Gastarbeitermigration“ ab 1961 reduzieren lässt. Bereits vor und auch nach dem deutsch-türkischen Anwerbeabkommen gehen Türken nicht nur zum Arbeiten, sondern beispielsweise auch zum Studieren nach Deutschland. Aufgrund ihrer deutlich geringeren Zahl wurden diese jedoch oft wie „Gastarbeiter“ wahrgenommen. Der Studentenausweis ist so ein wichtiges Dokument der türkischen Bildungsmigration nach Deutschland.
© Sammlung Deutsches Auswandererhaus, Schenkung Hasan Barlas Foçali