Tagebuch, 1959
Die Bremerin Monika Reitzig reist im März 1959 in der Touristenklasse der „Berlin“ von Bremerhaven nach New York. Die siebzehnjährige möchte in den USA ein Jahr als Austauschschülerin bei ihrer Gastfamilie Nimz verbringen. Gemeinsam mit ihrer US-amerikanischen Freundin, June Ashley, die wiederum als Austauschschülerin in Deutschland war und nun zurück in die USA fährt, erlebt sie eine dramatische Überfahrt: Die „Berlin“ gerät in einen schweren Sturm, und vier Matrosen werden bei Reparaturversuchen einer zerschmetterten Luke über Bord gespült und getötet. So schrecklich sich die Hinreise für Monika gestaltet, umso erfreulicher ist ihre Rückreise nach einem erlebnisreichen Jahr im April 1960: An Bord der „Bremen“ lernt sie ihren späteren Mann Horst Mügge beim Tischtennis spielen kennen. Auch er war nur temporär in den USA, im Rahmen einer geschenkten Reise zum bestandenen Abitur. Tagebücher geben uns einen sehr persönlichen Einblick in den Alltag von Menschen, ihre Erlebnisse, Gedanken und Gefühle. Die Aufzeichnungen ermöglichen es uns, die Stimmen lebender Menschen ebenso wie die längst Verstorbener zu hören und vergangene Ereignisse durch die Augen der Zeitzeug:innen zu sehen. So erfahren wir durch Tagebücher, wie viel ein deutscher Farmer 1883 in Wisconsin für eine Kuh ausgeben musste oder wie die deutsche Austauschschülerin Monika Reitzig 1959 ihre Überfahrt in die USA erlebte. Wir erfahren durch Tagebücher, wie ein jüdisches Mädchen den Alltag im Nationalsozialismus erlebte oder Soldat:innen die Zeit an der Front.
© Sammlung Deutsches Auswandererhaus, Schenkung Monika Mügge