Auswanderung nach Australien
Ilse Prechtel wird am 29. März 1928 in Weiden in der Oberpfalz, Bayern geboren. Im Deutschland der Nachkriegsjahre fühlt sich die junge, lebenslustige Ilse eingeengt. Sie lernt den Kriegsflüchtling Vladas Sakauskas kennen; die beiden heiraten. Ein Leben in Deutschland kommt für das Paar nicht in Frage. Die Flüchtlingsorganisation IRO vermittelt die beiden nach Australien. Die nachreisende Ilse verlässt Deutschland im August 1948. In Australien findet Ilse zunächst Arbeit in Darwin, wo sie insgesamt acht Jahre bleibt. Währenddessen trennt sie sich von ihrem Mann Vladas. Wann immer sie neben ihrer Arbeit die Zeit dazu findet, bereist sie den Fünften Kontinent – jagt zum Beispiel Krokodile auf dem Wasser und Büffel aus der Luft. Eine Kamera ist ihr steter Begleiter. 1958 zieht sie nach Brisbane, wo sie den Architekten Colin Tesch heiratet. Einer ihrer beiden Söhne, Peter, wird 2009, ein Jahr vor Ilses Tod, australischer Botschafter in Deutschland.
© Sammlung Deutsches Auswandererhaus, Schenkung Peter und Matthew Tesch
Fotokamera Kodak Retina IIc., 1950er
Es handelt sich bei Ilse Teschs Kamera um ein Beispiel für ein Alltagsding, das zum migrationsgeschichtlichen Museumsobjekt erst nachträglich wird: Die Auswanderin Ilse bewahrte die in Australien erworbene Kamera zusammen mit den Fotos auf, die sie auf ihren Reisen in (und von) der neuen Heimat machte; ihre beiden Söhne bewahrten Kamera und Fotos mitsamt den Erzählungen von Auswanderung und Einleben auf, die sie von ihrer Mutter hörten; und nun bewahrt das Deutsche Auswandererhaus die Kamera mit einigen Fotos und den Erzählungen auf, die Peter und Matthew Tesch dem Museum als die Geschichte einer Auswanderung weitergegeben haben.
© Sammlung Deutsches Auswandererhaus, Schenkung Peter und Matthew Tesch