Laufzettel Notaufnahmeverfahren, 1958

Waltraud und Erich Kosak leben mit ihrer sechsjährigen Tochter in Helbra, als sie sich Ende der 1950er Jahre entschließen, die DDR zu verlassen. Die Idee stammt von Erich, der bei seiner Arbeit im Bergbau laut seine Meinung äußert und dadurch immer wieder bei offiziellen Stellen aneckt. Waltraud Kosak ist sich zunächst nicht sicher, ob der Schritt richtig ist, denn die Familie baut gerade ein Haus. Schließlich ist sie aber einverstanden und die Familie reist getrennt nach Berlin: Erich tarnt sich als Geschäftsreisender, Waltraud täuscht mit ihrer Tochter Carola einen Verwandtenbesuch in Ost-Berlin vor. Beinahe fliegt der Schwindel auf: Im Zug wird die Tochter getrennt von der Mutter befragt, weil es einem Beamten seltsam vorkommt, dass Waltraud viel Kinderspielzeug mit sich führt. Doch Carola bleibt trotz Einzelbefragung bei der Geschichte vom Verwandtenbesuch, weshalb Mutter und Tochter schließlich ungehindert West-Berlin erreichen. Im Aufnahmelager in Berlin-Marienfelde muss Familie Kosak zunächst ein Aufnahmeverfahren durchlaufen. Den dafür notwendigen Aufwand veranschaulicht der Laufzettel der Kosaks – und auch, dass eben nicht jedes Verfahren nur zwei Wochen dauert. Der erste Datumsstempel stammt vom 29. November 1957. Genehmigt wird die Aufnahme am 9. Dezember 1957. Der letzte Eintrag in Marienfelde wird jedoch noch am 20. Januar 1958 vorgenommen. Der Laufzettel zeigt, dass die Familie einige Zeit später nach Bremen „umgewiesen“ wird. Die Reise geht schließlich über Hamburg nach Bremerhaven, wo die Familie zunächst wieder in einem Lager lebt – in der Barkhausenstraße. 1997 stirbt Erich Kosak. Waltraud Kosak lebt bis heute in Bremerhaven.
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© Sammlung Deutsches Auswandererhaus, Schenkung Bettina Gerken

Rückseite Laufzettel
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© Sammlung Deutsches Auswandererhaus, Schenkung Bettina Gerken

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