Von Deutschland nach Kanada
Hans Scheib wird 1941 in Winterbach im Saarland geboren und macht dort später eine Lehre zum Maurer. 1960 ändert sich sein Leben: Hans wird gemustert, soll Wehrdienst leisten. Er entschließt sich, Deutschland zu verlassen. Sein Ziel: Kanada. Viele Geschichten über „die unendliche Prärie Kanadas“ und die „Rockys, Urwälder und Niagarafälle“ hatte Bäcker Luis der Dorfjugend in Winterbach erzählt – und damit die Abenteuerlust bei Hans Scheib geweckt. Über Paris reist der junge Mann mit dem ehemaligen Truppen-Schiff „Arkadia“ nach Quebec City. Bei seiner Ankunft am 22. August 1960 hat er gerade noch 35 Dollar in der Tasche. Ein Beamter auf dem kanadischen Konsulat in Köln hatte Hans empfohlen, nach London, Ontario zu gehen. Dort angekommen, ist sein Geld aufgebraucht und der junge Mann sucht dringend Arbeit. Er findet eine Hilfsarbeiterstelle und fängt mit 85 Cent Stundenlohn an. Da er die Sprache nicht beherrscht, meldet er sich zur Abendschule an – und paukt Englisch mit anderen Auswanderern aus Deutschland. Mit der Sprache verbessert sich die berufliche Situation, Hans findet eine Stelle als Polier bei der Firma Esam Construction und baut Hochhäuser. Auch privat ändert sich für ihn einiges durch den Sprachunterricht: Er lernt dort die Pfälzerin Heidi Mergenthaler kennen und lieben. Am 23. September 1963 heiratet das Paar, zwei Söhne werden geboren. Beruflich geht es weiter bergauf: Hans bleibt beim Bau, übernimmt aber leitende Positionen. „Ein Aufstieg wie im Auswanderer-Bilderbuch“, sagt der heute 74-Jährige schmunzelnd.
Ein treuer Begleiter bei diesem Aufstieg stellt diese Maurerkelle dar. Als Hans Scheib sich 1960 auf den Weg nach Kanada macht, befindet sich im Gepäck des jungen Maurers die unten abgebildete Kelle. Damit möchte er viel Geld in der neuen Heimat verdienen – und wird dafür zunächst nur belächelt. Bis zum erhofften sicheren Auskommen und beruflichen Aufstieg in der Baubranche vergehen einige Jahre schwerer Arbeit, doch Hans hält an seinem Traum fest. Die Kelle bewahrt er bis heute als Symbol für seine Hoffnungen, die er schließlich in die Realität umsetzten konnte.
© Sammlung Deutsches Auswandererhaus, Schenkung Hans Scheib
Maurerkelle, 1950er
© Sammlung Deutsches Auswandererhaus, Schenkung Hans Scheib